Tonleiter ist nicht gleich Tonleiter – denn es gibt unzählige davon. Zu Beginn mag es einem kompliziert erscheinen. Aber wir sorgen für Aufklärung. Also:
Was ist eine Tonleiter? Eine Tonleiter ist eine Anordnung von verschiedenen Tönen, welche in bestimmten Intervallen zueinander stehen. Die Dur Tonleiter bildet in diesem Kontext die Referenz Struktur mit ihren großen und reinen Intervallen.
Vermutlich hast du Fragen wie zum Beispiel:
- „Was ist der Unterschied zwischen einer Dur- und Molltonleiter?“
- „Ist eine C Dur Tonleiter auf dem Klavier das gleiche wie eine C Dur Tonleiter auf der Gitarre?“
- “Wie viele davon gibt es eigentlich?
- und die Kernfrage: Wenn man Klavier spielen möchte, muss man die Tonleitern alle können und verstehen?
Tonleitern und deren Akkorde bildet den Grundpfeiler unserer westlichen Musik. Auf ihr basieren alle Popsongs, Jazz-Standards und klassische Werke der Klaviermusik. Im Blog erkläre ich ein paar interessante Fakten rund ums das Thema, so dass du dir einen guten Überblick verschaffen kannst. 🙂

1. 99% aller Erwachsenen sind in der Lage eine Tonleiter zu singen
Am Anfang frage ich meine Schüler immer, ob sie mal probieren möchten, eine Tonleiter respektive Skala zu singen. (Tonleiter und Skala ist dasselbe, im englischen wird ersteres “Scale” genannt) Dabei ist es egal, mit welchem Ton du beginnst. Mach es einfach mal. Ich kann dir schon jetzt zu 100 % sagen, dass du eine Dur Tonleiter singen wirst.
Spannend: Bis jetzt habe ich noch niemanden getroffen, der irgendeine andere Tonleiter gesungen hätte. Warum ist das so?
2. Wie die Dur Tonleiter unser Gehör prägt
Die oben erwähnte Besonderheit beruht auf einer sehr einfachen Erklärung:
Wir sind alle mit derselben Musik aufgewachsen.
Dabei ist es egal, ob es sich konkret um
- Schlager,
- Volkslieder,
- Popsongs,
- Jazz-Standards
- oder klassische Musik handelt.
Denn all diesen Stilen liegt das Spielen der Dur Tonleiter zugrunde, resp. das diatonische System. Unser Gehör ist förmlich darauf getrimmt – es sei denn, du bist in der Türkei, in Indien oder Saudi-Arabien aufgewachsen. Die Volksmusik in diesen Ländern ist eine andere und dementsprechend ist auch das Gehör anderes gewöhnt dieser Einwohner.Dies sind nur ein paar Beispiele von Ländern mit einer anderen musikalischen Kultur. Weitere findet man im Fernen Osten. Hast du das gewusst? Ich finde es total interessant 🙂
3. Welche Taktarten sind in anderen Kulturkreisen gebräuchlich?
Wie die Dur Tonleiter gehört auch der 4/4-Takt zu unserer westlich geprägten Kultur. Auch den 6/8-Takte oder den 3/4-Takt kennen die meisten. Doch wie sieht es z. B. in Ungarn aus? Dort ist ein 7/8-Takt gang und gäbe – und auch das Tonmaterial ist ein anderes. In Indien wiederum kennt man nicht wie bei uns nur 12 Halbtonschritte, sondern es gibt dazwischen noch Töne, die sich nach unserem Schema nicht zuordnen lassen Welches soziokulturelle Umfeld du hast, hängt davon ab, wo du aufwächst – und davon wirst du auch musikalisch geprägt und entwickelst andere Hörgewohnheiten. Deswegen klingt die Musik aus fremden Kulturen auch so anders. Sie entspricht nicht unseren Prägungen. Das ist total spannend. Hör dir einfach mal ein paar Beispiele an und teste es selbst aus 🙂
4. Die Formel der Dur Tonleiter
Ohne darüber nachzudenken, singen alle Menschen unseres Kulturkreises die Dur Tonleiter folgenderweise: Sie besteht aus einer Abfolge von unterschiedlichen Abständen, die sich stets so verhalten:
Ganzton – Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton – Ganzton – Halbton. Bildlich betrachtet sieht das so aus:

Zunächst einmal gibt es Halb- und Ganztonschritte. Wir haben also zwischen dem dritten und vierten, sowie zwischen dem siebten und achten Ton einen halben Ton, auch Halbtonschritt genannt. Dort befindet sich auch zwischen den weißen Tasten keine schwarze Taste. Der achte Ton ist wiederum der Grundton, nur eben eine Oktave höher. Dann wiederholen sich die Abfolgen über die restliche Tastatur. Es ist immer das Gleiche. In der Regel wird all dies zunächst am Beispiel der Tonart C Dur erklärt. Das ist vor allem für Pianisten am einfachsten, da sich diese Töne alle ausschließlich auf den weißen Tasten befinden.
Sofern man vom Startpunkt aus geht, also der Note “c” und diese dann immer ins Verhältnis setzt, dann spricht man von einem Intervall.

5. Gibt es Dur-Tonleitern auch in anderen Tonarten?
Ja, natürlich. Da wir insgesamt 12 Töne zur Verfügung haben, kann jeder Ton der Grundton sein. Somit gibt es 12 verschiedene Tonarten und dementsprechend auch 12 verschiedene Dur-Tonleitern. Die oben erwähnte Formel bleibt jedoch immer dieselbe. Unten habe ich alle aufgezählt.
Im Kurs Chords&Scales erkläre ich das alles sehr ausführlich – natürlich mit anschaulichen Beispielen – direkt am Piano. Wir machen mehr als nur Noten lesen lernen. Mein Ziel ist es, dass du das auch wirklich verstehst.
6. Wie verhält es sich mit traurigen Liedern?
Die natürliche Moll Tonleiter stellt die sogenannte Moll Parallele dar. Bei der Tonleiter C Dur verhält es sich wie folgt:
Die Durtonleiter beginnt beim Ton C:
c – d – e – f – g – a – b – c
Die parallele Moll Tonleiter ist nichts anderes als eine C Dur Tonleiter, nur mit einem anderen Anfangston:
a – b – c – d – e – f – g – a

Somit haben wir dieselben Töne wieder – auf dem Piano alles weiße Tasten – aber ihre Anordnung ist unterschiedlich. Man erhält a Moll. Jeder andere Ton kann natürlich ebenso als Grundton fungieren. Dann sprechen wir von den sogenannten Kirchentonarten – oder auf Englisch „modes“. Es gibt in der Musik auch die chromatische Tonleiter.
Die gesamte Popmusik baut auf diesem System auf. Im Kurs Piano Songwriting erkläre ich sehr anschaulich, wie man das diatonische System korrekt anwendet und eigene Songs komponiert. Sollten trotzdem Fragen bestehen, kannst du mich jederzeit über verschiedene Kanäle erreichen. Ich stelle meinen Schülern viele Möglichkeiten der Interaktion zur Verfügung. Wenn dir das alles erst mal zu komplex erscheint, dann starte doch einfach erst einmal mit unserem Piano Starter 1. Hier fangen wir langsam und von vorne an 🙂
7. Liste von allen Dur und Moll Tonleitern
Der Vollständigkeit halber möchte ich euch noch aufzählen, welche Dur und Moll Tonleiter in der Musik zusammengehören 🙂
- C Dur Tonleiter, parallele Molltonleiter: A Moll
- Db Dur Tonleiter / Bb Moll Tonleiter
- D Dur Tonleiter / B Moll Tonleiter (wir benutzen dabei die internationale Bezeichnung)
- Eb Dur Tonleiter / C Moll Tonleiter
- E Dur Tonleiter / C# Moll Tonleiter
- F Dur Tonleiter / D Moll Tonleiter
- F# Dur Tonleitern / D# Moll Tonleiter
- G Dur Tonleiter / E Moll Tonleiter
- Ab Dur Tonleiter / F Moll Tonleiter
- A Dur Tonleiter / F# Moll Tonleiter
- Bb Dur Tonleiter / G Moll Tonleiter
- B Dur Tonleiter / G# Moll Tonleiter
Diese Anordnung findest du auch im Quintenzirkel wieder. Er ist lediglich eine graphische Darstellung der Tonarten mit ihren Dur- und Moll-Tonarten.
8. Die pentatonischen Tonleitern
Es gibt verschiedene Formen von Tonleitern, z. B. die Pentatonik. Vermutlich hast du das auch schon einmal gehört. „Penta“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „fünf“. Als Pentatonik bezeichnet man also eine Art von Tonleitern, die nur aus fünf Tönen besteht. Vielleicht hast du auch schon einmal den Begriff „Fünftonleiter“ gehört. Hier erfährst du noch mehr zur Pentatonik.
Unterschied zwischen einer C-Dur Tonleiter und der C-Dur Pentatonik
Schau dir diese Grafik an: Du merkst, dass im Vergleich zur C-Dur Tonleiter zwei Töne fehlen. Das sind einmal die Quarte (das f) sowie die große Septime (das b). Die C-Dur Pentatonik besteht also aus den Tönen c, d, e, g und a.

Improvisieren mit pentatonischen Tonleitern
Pentatonische Tonleitern eignen sich sehr gut zum Improvisieren, da es kaum zu Spannungen in der Melodie kommt und alle Töne im harmonischen Kontext angenehm klingen. Das liegt daran, dass keine dissonanten Intervalle wie kleine Sekunden, Tritoni oder große Septimen innerhalb der Pentatonik vorkommen. Schaust du dir die pentatonische Klaviertonleiter in C-Dur genau an, wirst du feststellen, dass im Gegensatz zu den normalen C-Dur-Tonleitern neben dem Ganztonschritt keine Halbtonschritte vorkommen. In vielen bekannten Pop Songs oder Kinderliedern bestehen die Melodien aus Tönen, wie wir sie aus pentatonischen Tonleitern kennen. Vielleicht hast du dich schon einmal gewundert, warum es immer gut klingt, wenn du nur auf den schwarzen Tasten spielst? Das ist so, weil du dann automatisch eine Ges-Dur Pentatonik spielst, wenn du nur auf den schwarzen Tasten improvisierst. Übrigens wird auch im Blues das Spielen von pentatonischen Skalen oft eingesetzt.
Pentatonik selbst herleiten
Wie wird so eine Pentatonik in C-Dur eigentlich hergeleitet? Wenn wir vom Ton „c“ aus immer Töne im Abstand von einer reinen Quinte aufschreiben, erhalten wir die Töne c, g, d, a, e.

Ordnen wir diese Töne nun im Raum einer Oktave an, so erhalten wir die Reihenfolge c, d, e, g, a.

Dur- und Moll-Pentatonik
Vielleicht hast du dich jetzt schon gefragt, ob es auch eine Moll-Pentatonik gibt. Das Gute ist, dass sich die Moll-Pentatonik von der Dur-Pentatonik ableitet. Das heißt, dass in der parallelen Molltonart von C-Dur die gleichen Töne verwendet werden, wie in der C-Dur Pentatonik, nämlich c, d, e, g, a. Die parallele Molltonart von C-Dur ist A-Moll. Ordnen wir diese Töne nun nach Tonhöhen vom Ton a aus an, erhalten wir die Reihenfolge a, c, d, e, g. Schon hast du die pentatonische Tonleiter von A-Moll gebildet.


Die Blues Scale
Die Blues Scale nimmt in der gängigen westlichen Harmonielehre einen ganz speziellen Platz ein. Denn hier wird ganz bewusst mit einer “falschen” Note gespielt. Bei der Blues Scale werden wir jeweils zur Moll Pentatonik noch eine verminderte Quinte hinzufügen. Im Beispiel einer A Moll Pentatonik würde dies so aussehen:
a, c, d, eb, e, g
Somit beinhaltet die Blues Scale 6 Töne.
Muss man die Tonleitern alle beherrschen?
Die Frage, die sich Einsteiger oft stellen, ist: „Muss man diese Tonleitern alle beherrschen?“ Ja und nein. Es kommt natürlich auf deine Ziele an.
Ich empfehle zunächst das Pianospiel nur in C-Dur zu erlernen.
Sobald du die Prinzipien verstanden hast, wie das System funktioniert und wie die einzelnen Tonleitern aufgebaut sind, kannst du es leicht auf allen anderen Tonarten in die Noten übertragen. Natürlich braucht es dann auch ein bisschen Übung, doch du beginnst dann nicht mehr bei Null, sondern kannst auf vorhandenes Wissen zugreifen. Sollten wir nun die Neugier in dir geweckt haben, dann trage dich gerne unten für eine kostenlose Probelektion ein. So kannst du ganz unverbindlich unsere interaktiven Klavierkurse erst einmal ausprobieren 🙂